
Portrait zum Karriereende von Léa Krüger: "Blicke sehr zufrieden zurück"
Säbelfechterin Léa Krüger hat nach den Finals in Dresden ihre aktive Laufbahn nach 17 Jahren im Fechtsport beendet. Im Gespräch blickt sie zufrieden auf ihre Karriere zurück. Ein Portrait zum Karriereende.
Nur wenige Minuten nach ihrem letzten Gefecht, als 17 Jahre im Fechtsport plötzlich wirklich vorbei waren, stand Léa Krüger Arm in Arm mit ihren langjährigen Teamkolleginnen aus Dormagen vor der Kamera der ARD und kämpfte mit den Emotionen. Das Quartett hatte gerade den Serienmeister aus Künzelsau vom Thron gestoßen und die deutsche Meisterschaft bei den Finals in Dresden gefeiert. Als die 29-jährige dann zum Titel und Karriereende befragt wurde, flossen nicht nur bei Krüger ein paar Freudentränen.
“Mein letzter Wettkampftag hat sich angefühlt wie ein Film”, sagt Krüger nun zwei Wochen später im Gespräch mit fechten.org. Sie habe den Erfolg und die Tage in Dresden erstmal sacken lassen müssen. “Es war ziemlich überwältigend und surreal. Es war das perfekte Karriereende, als hätte jemand ein Drehbuch dafür geschrieben. Ich konnte, obwohl meine eigene Leistung jetzt nicht bombastisch war, jede Sekunde genießen.”
Krüger: Zeitpunkt des Karriereendes “einmalig”
Säbelfechterin Léa Krüger (29), lange Jahre Teil der Nationalmannschaft, hatte im Vorfeld des nationalen Topevents angekündigt, ihre aktive Karriere bei den Finals in der sächsischen Hauptstadt zu beenden. “Den DM-Titel vor solch einer Kulisse mit Menschen, die mir nahestehen, mit meinem Team und auch im Beisein ehemaliger Nationalmannschaftskolleginnen und Freundinnen beim Gegner Künzelsau, Elisabeth Gette und Julika Funke, feiern zu dürfen, war wirklich einmalig”, erklärt Krüger.
DFB-Präsident Benjamin Denzer erklärt im Namen des Präsidiums: “Im Namen des gesamten DFB möchte ich Léa unseren herzlichen Dank für ihre großartige Fechtkarriere aussprechen. Sie hat sich weit über die Fechtbahn hinaus stark gemacht, nicht nur als Athletensprecherin und in ihrer Funktion bei Athleten Deutschland, sondern auch als langjährige Botschafterin unserer Sommertour der deutschen Fechtsportjugend. Dabei hat sie mit ihrer aufgeschlossenen, sympathischen und positiven Art viele Kinder für den Fechtsport begeistert. Wir alle, und auch ich ganz persönlich, wünschen Léa für den weiteren Lebensweg alles Gute und hoffen, sie auch zukünftig in den Fechthallen begrüßen zu dürfen.”
DFB-Präsident bedankt sich bei Krüger
Krüger bedankt sich beim Verband: “Der DFB hat mich nicht nur als Sportlerin sondern auch als Athleten-Vertreterin unterstützt und gefördert. Dafür bin ich sehr dankbar” Ein weiteres Dankeschön gehe an ihr Team vom TSV Bayer Dormagen, an die Mädels, die sie so lange unterstützt hätten und zu Freundinnen geworden seien. “Bedanken möchte ich mich zudem bei meinen acht Trainern während meiner Laufbahn. Ich habe von allen etwas gelernt und meinen eigenen Fechtstil dadurch gefunden.” Nicht zuletzt gehe ein Dank an ihre Vereine.
Dass sie ihre Karriere beenden werde, habe sie in den vergangenen Monaten entschieden. 2024 hatte sie nach längerer Bedenkzeit öffentlichkeitswirksam über die Krankheit Bulimie und generell psychische Erkrankungen gesprochen und damit geholfen, mentale Krankheiten weiter zu enttabuisieren. Außerdem musste sich die Nationalfechterin nach einer Sehnenverletzung im Oberschenkel zurückkämpfen.
Krüger über Zeitpunkt des Karriereendes
“Ich wollte nicht während der mentalen Probleme und auch nicht während meiner Verletzung aufhören. Ich wollte nochmal Spaß haben am Sport, nochmal sehen, wozu ich im Stande bin.” Körperliche Grenzgänge- oder gar Überschreitungen wollte sie ihrem Körper aber nicht mehr abverlangen. “So war es mir nicht mehr möglich, auf mein altes Level zu kommen. Das ist aber völlig ok so.”
Sie blicke erfüllt zurück und hat nach eigenen Angaben “in meiner Karriere glaube ich das Maximum” erreicht. “Ich war bei vielen Europa- und Weltmeisterschaften und durfte tolle Dinge erleben.” Sie blicke sehr zufrieden auf ihre Karriere zurück.
Platz fünf bei der WM 2022
Zu den größten Erfolgen zählt Krüger neben dem Meistertitel jetzt in Dresden den fünften Platz im Team-Wettbewerb bei der WM in Kairo 2022. Kurz davor war das Team bereits auf EM-Rang sechs gelandet. “Das Erreichen der Runde der besten 32 bei der Heim-EM in Düsseldorf war ebenfalls grandios.” Zudem blicke sie mit stolz auf den Vizemeistertitel im Einzel bei den deutschen Meisterschaften 2023 zurück. “Das war in einer Phase, in der es mir nicht gut ging, deswegen bedeutet mir das viel.”
Angefangen hatte für die Tochter eines Franzosen und einer deutschen Mutter alles in der fränkischen Heimat. “Ich bin quasi im Schatten einer Burg aufgewachsen und wollte als Kind immer Ritterin werden.” Mit elf habe sie bei Olympia 2008 in Peking im Fernsehen die Fecht-Wettbewerbe gesehen und dann hartnäckig ihre Eltern überzeugt, einem Verein beitreten zu dürfen.
Grundlagen beim Fechterring Nürnberg erarbeitet
Die Grundlagen ihrer Karriere erarbeitete sie sich fortan beim Fechterring Nürnberg e.V. “Da habe ich mich in den Sport verliebt”, erklärt sie rückblickend. Mit 15 Jahren wechselte sie auf das Sportinternat Knechtsteden, war zudem regelmäßig in Tauberbischofsheim zu Gast, bevor sie bei den Kadetten und dann bei den Damen Fuß fasste.
Krüger hat nicht nur sportlich sondern ebenfalls sportpolitisch ihre Fußstapfen hinterlassen. Sie kämpfte nicht nur auf, sondern auch neben der Planche – im Studium der Rechtswissenschaften und bei ihrem politischen Engagement im Präsidium des Vereins Athleten Deutschland. Seit 2021 ist sie Mitglied in der Athlet*innen-Kommission des DOSB und bei “Athleten Deutschland” im Präsidium. Seit Juni 2025 ist sie stellvertretende Vorsitzende im Aufsichtsrat der nationalen Antidoping-Agentur (NADA). “Die Themen mentale Gesundheit und Doping waren und werden mir immer wichtig sein”, erklärt Krüger, die zudem die Intitiative für mentale Gesundheit “mehr als Muskeln” mit vorantreibt. Außerdem wird Krüger in den kommenden Monaten ihr Jurastudium abschließen.
Über die Zukunft sagt die ehemalige Athletin: “Ich bin super neugierig. Es tut zwar weh, den Sport loszulassen, aber es gibt auch sehr viel zu entdecken. Ich werde meinen Weg finden und dem Sport neben der Bahn erhalten bleiben und für Themen kämpfen, die mir wichtig sind.”