
Vor WM-Start in Tiflis: "Top-8-Platzierungen sammeln"
Vor dem Start der Fecht-Weltmeisterschaften im georgischen Tiflis (22. - 30. Juli) geben Athlet*innen und Verantwortliche des DFB-Aufgebots Auskunft. Degenfechterin Alexandra Ehler beschreibt die Gegebenheiten vor Ort, während EM-Medaillengewinner Frederic Kindler über einen positiven Effekt der EM-Medaille spricht. Sportdirektor Tobias Kirch erklärt zudem die Zielsetzung des 25-köpfigen Aufgebots.
Der größten Sorge haben die Degenfechterinnen um Alexandra Ehler bei der Anreise vorgebeugt. “Das haben wir ganz gut hinbekommen. Unser Fechtequipment ist komplett im Handgepäck untergekommen”, erklärt die Athletin des TSV Bayer 04 Leverkusen erleichtert.
Am Sonntag sind nicht nur alle DFB-Teilnehmer der ersten beiden Disziplinen sicher angekommen bei den Fecht-Weltmeisterschaften in Tiflis sondern mit ihnen alle Waffen der Athlet*innen.
25 DFB-Fechter*innen kämpfen bei WM
Insgesamt werden in den kommenden neun Tagen 25 DFB-Athletinnen (die Nominierung finden Sie hier) um WM-Medaillen fechten. Sechs verantwortliche Disziplintrainer*innen, Delegationsleiter Dieter Lammer, Sportdirektor Tobias Kirch, Reka Szabo (Präsidium), Mannschaftsarzt Guido Herbon, die beiden Physiotherapeuten Birgit Berberich und Peter Anzer komplettieren die deutsche Delegation vor Ort. Als deutsche Kampfrichter fungieren bei den Titelkämpfen Tom Möller und Tim Bardenhagen.
Ehler, die bei der EM in Genua auf einem starken achten Platz landete, eröffnet im Degeneinzel gemeinsam mit den Florettherren beim am Dienstag beginnenden Jahreshöhepunkt und gibt einen kleinen Eindruck von den Bedingungen vor Ort. Bronzemedaillen-Gewinner Frederic Kindler spricht über einen Schub und DFB-Sportdirektor Tobias Kirch ordnet die Zielsetzung für die WM ein.
Athletinnen haben erstmals Einzelzimmer
Die Anreise sei laut Ehler “ganz ok” verlaufen. Immerhin hielten sich die weiteren Reisestrapazen nach rund sechs Stunden Flug in Grenzen. Der Transfer vom Flughafen zum Hotel habe nur eine halbe Stunde benötigt. “Das Hotel ist gut. Ungewohnt ist, dass wir anders als im Weltcup Einzelzimmer haben”, berichtet Ehler.
Einen “guten” ersten Eindruck von der Trainings- und Wettkampfhalle sammelten Ehler und ihre Teamkolleginnen am Montag. “Es gab ausreichend Bahnen zum Trainieren."
Ehler mit Fußverletzung
Neu: Die Waffenkontrolle war am Montag nur für diejenigen freigegeben, die Dienstag in den Wettkampf einsteigen. “Das war sehr gut und hat uns eine stundenlange Wartezeit erspart.”
Die Zeit kann Ehler ohnehin besser nutzen, um ihren Fuß zu pflegen. Ihre WM-Vorbereitung sei wegen einer Verletzung “nicht optimal” gewesen. "Ich musste mein Trainingspensum etwas herunterfahren. Ich habe aber getan, was möglich war, viel auch im Sitzen lektioniert und Dinge umgesetzt, die gut waren für meinen Fuß."
Mit ihren drei Teamkolleginnen Gala Hess-Sancho, Laura Wetzker und Fiona Müller weilte Ehler eine Woche vor der WM im Trainingslager in Polen, bei dem am letzten Feinschliff mit WM-Teilnehmerinnen aus den USA, Estland, Schweden, Kenya und dem Gastgeber gearbeitet wurde.
Durch die gute Leistung bei der EM gehe sie ohnehin alles positiver an. “Am Dienstag zählt nur der Wettkampf und, dass ich meine Basics abrufe. Es werden die Zähne zusammengebissen und alles rausgehauen”, so Ehler.
Kindler im Aufschwung: “nicht weit weg”
Die positivere Grundeinstellung von Alexandra Ehler kann Frederic Kindler wohl am besten nachvollziehen, holte der Säbelfechter vom TSV Bayer Dormagen doch die lang ersehnte EM-Medaille. Diese habe ihm großen Aufschwung und eine andere Selbstwahrnehmung gegeben. “Der Erfolg hat mir gezeigt, dass ich nicht weit weg bin von den Besten und dass sich die jahrelange harte Arbeit trotz Rückschlägen und Verletzungssorgen auszahlen kann.”
Kindler blickt auf eine erfolgreiche WM-Vorbereitung zurück. “Zunächst haben wir ein gemeinsames Trainingslager mit der französischen und italienischen Nationalmannschaft in Italien absolviert. Das war super effektiv, um auf höchstem Niveau zu fechten.”
Kindler und der richtige Mix
Die vergangenen rund zweieinhalb Wochen bis zur Abreise habe das WM-Quartett um Matyas Szabo, Leon Schlaffer und Philipp Methner geschlossen und fokussiert in Dormagen an den Feinheiten gearbeitet. “Persönlich möchte ich den Wettkampf gar nicht zu groß machen, es fokussiert aber entspannt angehen. Der Mix zwischen der Professionalität und der Entspanntheit hat mir bei der EM sehr geholfen.”
DFB-Sportdirektor Tobias Kirch blickt nach dem ordentlichen EM-Fazit positiv auf die anstehenden Wettkämpfe in Georgien. “Der Erfolg von Frederic Kindler war ein wichtiges Signal für die gesamte Gruppe. Wir haben in allen Teams Fechter*innen, die auch in der Lage sind, herausragende Ergebnisse zu erzielen. Solche Erfolge helfen, den Glauben daran zu stärken”, erklärt Kirch.
Kirch: Team weiterhin im Umbruch
Das DFB-Team, so Kirch, befinde sich weiter in einer Phase des Umbruchs. "Wir möchten an die guten Leistungen anknüpfen und gehen mit vielen Fechter*innen an den Start, die ihre erste WM bei den Aktiven bestreiten werden. Diese Erfahrungen werden den Athlet*innen und dem gesamten Team helfen, sich weiterzuentwickeln.
Die Ausgangssituation sei in den Disziplinen sehr unterschiedlich. Für die junge Delegation sei es wichtig, bei diesen großen Turnieren dabei zu sein und sich mit den Besten zu messen.
Kirch: “Möchten Top-8-Platzierungen sammeln”
“Mit Matyas Szabo und Anne Kleibrink, die zu Saisonbeginn verletzt war, haben wir zwei erfahrene Athlet*innen dabei. Wir erhoffen uns zudem, dass wir mit dem neuformierten Herrendegen-Team an die Leistungen aus Genua anknüpfen können.” Das stark verjüngte Team schrammte in Genua nur knapp an Edelmetall vorbei. Das erklärte Ziel des DFB-Teams bei der WM: "Wir möchten, unter Berücksichtigung von Tagesform und Setzung, Top-8-Platzierungen ‚sammeln‘.